Wenn Politiker*innen politische Entscheidungen als alternativlos bezeichnen, weil die wissenschaftlichen Fakten angeblich eine politische Entscheidung zwingend erfordern und wenn damit zugleich die Notwendigkeit bestritten wird, Ziele und Interessen politisch auszuhandeln, dann suchen sich die Leute, die andere Entscheidungen wollen, eben alternative Fakten.
So kann man eine der Kernthesen des Buchs von Bogner zusammenfassen. Er kritisiert dabei nicht die Idee einer Politik, die sich an wissenschaftlichen Befunden orientiert, sondern die Verschleierung von politischen Streitfragen durch deren Umdeutung zu Wissensfragen.
Wie ist die wissenschaftliche Führung von Wertedebatten aus demokratietheoretischer Perspektive einzuschätzen und was bedeutet sie für das Idealbild der partizipativen Bürger*innen vor dem Hintergrund von Postdemokratie-Mahnungen? Wie informiert kann und muss informierte Teilhabe in einer Wissensgesellschaft sein? Bogner zeigt Widersprüche auf und lädt zur Debatte.
Alexander Bogner (2021): Die Epistemisierung des Politischen. Wie die Macht des Wissens die Demokratie gefährdet. Reclam, Ditzingen, 143 Seiten.
Es diskutieren Elisabeth Hoffmann, Julia Serong, Markus Weißkopf und Rainer Bromme.