Wie sollte man Wissenschaft vermitteln – autoritativ, als verlässliche Quelle wichtiger Ergebnisse? Oder schon im Prozess, mit all ihren methodischen Limitationen, Unsicherheiten und fachlichen Kontroversen? Die Zeiten der „Ingelfinger Rule“, nach der zuerst der Erkenntnisprozess abgeschlossen, dann das Ergebnis wissenschaftlich publiziert und erst danach der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte, sind offenbar passé. Vieles spricht dafür, neben den Ergebnissen auch den Entstehungsprozess zu veranschaulichen, wie Steve Shapin dies bereits 1992 aus der Sicht der Wissenschaft gefordert hat. Eine aktuelle Studie von Senja Post et alt. beleuchtet die Sicht der Öffentlichkeit. Sie unterscheidet die unterschiedlichen Informationsbedarfe von Menschen, die verlässliche Informationen suchen und solchen, die sich lieber eine eigene kritische Meinung bilden. Ein Dilemma für die Wissenschaftskommunikation: Denn je nachdem kann eher die ergebnisorientierte oder die transparenzorientierte Kommunikation Vertrauen schaffen oder es riskieren.
Es diskutieren: Friederike Hendriks, Elisabeth Hoffmann, Hans Peter Peters und Rebecca Winkels
: Quellen
Senja Post , Nils Bienzeisler, Mareike Lohöfener (2021). A desire for authoritative science? How citizens’ informational needsand epistemic beliefs shaped their views of science, news,
and policymaking in the COVID-19 pandemic. Public Understanding of Science
2021, Vol. 30(5) 496–514. DOI: 10.1177/09636625211005334.
Steven Shapin (1992). Why the public ought to understand science-in-the-making. Public Understanding of Science, Vol 1(1) 27-30. DOI: 10.1088/0963-6625/1/1/006.
Douglas Allchin, Gábor Á. Zemplén (2020). Finding the place of argumentation in science
education: Epistemics and Whole Science. Science Education. 2020;1–27. DOI 10.1002/sce.21589.